Ich darf mich vorstellen, ich heiße .....!
Lassen Sie mich erklären, wie ich die Situation bei uns zu Hause geregelt
habe. Nachdem ich letztes Jahr meinen Job bei Siemens aufgeben durfte und
mit einer stattlichen Summe in Frührente geschickt wurde, musste meine Frau
auch noch mal ran. Zusätzlich zu ihrem 400 Euro Job als Putze bei der
Pension gegenüber, arbeitet sie jetzt noch ganztags bei Penny an der Kasse
und im Lager. Das hat den Vorteil, dass wir uns die Zusatzversicherungen für
mich auf jeden Fall leisten können. Dinge wie Chefarzt, Einzelzimmer,
Zahnersatz und so weiter... Allerdings musste ich nach ein paar Wochen
Frührente feststellen, dass das Alter meiner Frau nicht sehr gnädig ist. Ich
komme so gegen sechs Uhr abends vom Tennisclub oder seit kurzem auch mal vom
Golfplatz heim. Um diese Zeit ist sie dann auch gerade zuhause. Obwohl sie
weiß wie hungrig ich bin, sagt sie mir dann, sie müsse sich erst mal eine
halbe Stunde ausruhen. Der Weg vom Bahnhof dauert zu Fuß so um die 30
Minuten, wenn man zügig geht etwa 25 Minuten. Das sollte doch zur Erholung
genügen. Egal. Ich rege mich ja gar nicht auf. Ich lege mich also inzwischen
auf die Couch und sage ihr sie soll mich wecken, wenn das Abendessen auf dem
Tisch steht. Da ich entweder im Golf- oder im Tennisclub zu Mittag esse,
können wir es uns nicht leisten auch noch am Abend zum Essen zu gehen.
Außerdem geht nichts über deftige Hausmannskost in den eigenen vier Wänden,
oder?
Früher war es nun so, dass sie das Geschirr gleich nach dem Essen in die
Küche brachte und alles aufräumte. Heutzutage dauert das Ganze ein bisschen
länger. Ich erinnere sie immer wieder höflich dran, dass die Teller nicht
von alleine in die Küche und den Geschirrspüler wandern und manchmal wirkt
das sogar und sie schafft alles weg bevor sie ins Bett geht. Ein weiteres
Symptom dass sie älter wird ist das ewige Genörgel. Auf einmal jammert sie
rum, dass sie es nicht mehr schafft sich auch noch um die Zahlungen und die
Haushaltskasse zu kümmern. Dabei hat sie jeden Tag 25 Minuten Mittagspause!
Aber Jungs, ich sage nur: In guten wie in schlechten Zeiten! Also lächle ich
und spreche ihr Mut zu. Sie muss ja nicht alles an einem Tag machen. Dann
dauert es halt mal 2 oder 3 Tage, bis die Finanzen wieder in Ordnung sind.
Dann passieren auch keine Fehler. Ich habe sie auch daran erinnert, dass man
ruhig mal ein Mittagessen ausfallen lassen kann, das würde ihr auch nicht
schaden. Ich glaube kaum, dass man ihre beginnende Fettleibigkeit taktvoller
hätte ansprechen können.
Aber selbst bei den einfachsten Arbeiten lässt sie inzwischen nach. Zum
Beispiel, wenn sie unser Haus putzt. Früher als die Kinder noch da waren und
mithalfen, hat sie das an einem Samstagvormittag locker geschafft, jetzt
dauert es oft bis zur Sportschau. An den Wochenenden bin ich meistens zu
Hause und wenn ich dann von der Couch aus sehe, wie sie sich abquält sage
ich ihr schon mal, dass sie ein Päuschen vertragen könnte und sich einen
Kaffee machen soll und mir auch gleich einen bringen kann. Ich weiß, dass
viele meiner Freunde beim Tennis und Golf mich für einen Heiligen halten,
weil ich meine Frau so unterstütze.
Ich sage nicht, dass es leicht ist! Manche Männer können so etwas überhaupt
nicht und sind richtige Machos. Und keiner weiß besser als ich, wie
frustrierend Frauen im Alter werden können. Ich kann meinen Leidensgenossen
nur zurufen: etwas mehr Takt und weniger Kritik gegenüber ihren Frauen
auszuüben. Ich habe diesen Brief geschrieben, weil ich glaube, dass wir auf
dieser Welt sind um uns gegenseitig zu helfen und ich hoffe damit einigen
anderen die Augen geöffnet zu haben.
Euer ..... |